Dienstag, 07. März 2023
by welPop Team

Die Nachkriegszeit spornt die Kreativen zu Innovationen an.
Was lag für Gucci näher, als den Lederhenkel seiner Handtasche durch Bambus zu ersetzen?
In den 1940er Jahren stand Italien unter der Herrschaft der faschistischen Diktatur von Benito Mussolini. Das Land litt unter einem Mangel an Rohstoffen, darunter auch Leder – das Symbol für Handtaschen schlechthin. Der 60-jährige Guccio Gucci, der 1921 das Gucci-Imperium gründete, wählte für den Henkel seiner Lederwaren eine aus Japan importierte Pflanze. Der Griff, den die damaligen Frauen ergriffen, bestand aus einer gebogenen Bambussprosse mit einer feinen Patina. Der Körper hingegen wird mit Stoffen bekleidet. In der florentinischen Ära wurde 1947 der „Gucci Bamboo“ geboren.
Ab den 1950er Jahren reist das Objekt bis nach Hollywood. Die Bamboo zierte die Arme der erfolgreichen Schauspielerinnen Ingrid Bergman und Elizabeth Taylor. In Roberto Rossellinis Spielfilm Viaggio in Italia aus dem Jahr 1954 hatte Vanessa Redgrave ihren ersten Filmauftritt. Ein Jahr zuvor hatten Guccios vier Söhne nach dem Tod ihres Vaters das Haus geerbt. Mit ihnen reisten die Taschen des Hauses um die Welt, von Paris über London und New York bis nach Los Angeles.
Details eines Symbols
Die Welt des Reitsports, die Guccio so am Herzen lag, veranlasste ihn dazu, seine erste Lederwarenwerkstatt in Florenz zu eröffnen. Es wurden nicht nur Handtaschen verkauft, sondern auch eine ganze Reihe von Reitsportartikeln, die die gehobene Bourgeoisie zufriedenstellen sollten. Der Bamboo entstand in Form eines Pferdesattels aus schwarzem Leder mit einem Gurt und einer Schließe aus Bambus. Wenn er geöffnet wird, verfügt er über zwei Taschen: eine mit Reißverschluss und eine offene mit einem Spiegel.
Im Laufe der Jahre hat sich die Bamboo unter den Händen von Frida Giannini, Tom Ford und jetzt Alessandro Michele weiterentwickelt. Der italienische Art Director hat sie kürzlich mit einem Schulterriemen aus Leder versehen, der mit dem traditionellen rot-grün gestreiften Band namens „web“ ausgetauscht werden kann. Die Tasche ist nun in einer Palette von leuchtenden Farben – grün, blau, pink – auch in Pythonleder und Krokodilleder erhältlich – ab 2500 Euro.
Für diese neue Version lud Michele neun Künstler ein, darunter die Fotografen Lou Escobar und Katja Mayer oder den Illustrator Everett Glenn, die die Tasche frei in Szene setzten. Der japanische Künstler Masayoshi Matsumoto hingegen baute ihn komplett aus Luftballons um.